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Der Reiseblog...

TAIWAN

LA ILHA FORMOSA – WEDDING WITH FRIENDS

Kurz vor Weihnachten erhielten wir die Safe-the-Date Karte für die Hochzeit von Thommy & Hsinyi in Taiwan. Meine Freude darüber wuchs noch mehr, als ich bemerkte, dass die Flugtickets extrem günstig waren. Nachdem ich in der Arbeit meinen Urlaubsantrag abgesegnet bekam, galt es mehr über dieses mir ziemlich unbekannte Land zu erfahren. Wir wollten nicht einfach nur Gäste auf einer Hochzeit sein, sondern auch mehr von Land und Leuten sehen.

Unsere Reise begann, nach einer fast 20 stündigen Anreise, dann erst so richtig in Tainan, der alten Hauptstadt Taiwans, die auch als Stadt der Tempel bekannt ist. Tainan erreichten wir mit dem Zug, dem HSR, der pünktlich wie ein Uhrwerk und zuverlässig auf der kompletten Westseite Taiwans fährt und somit das Reisen sehr entspannt macht.

Tipp am Rande, die Tickets sollte man vorab online reservieren.

 

Unser Zimmer im 34. Stock bot eine spektakuläre Aussicht auf Tainan.

 

Abends besuchten wir einen der Nightmarkets und schlemmten uns durch das Sortiment. Neben diversen Köstlichkeiten wie Fleischspießen, gefüllten Burgern, Nudelsuppe, flambierte Steaks, frittierter Oktopus und unzähligen Teeständen gab es auch Köstlichkeiten, die für den Durchschnittseuropäer eher ungewöhnlich erscheinen. Das beste Beispiel hierfür ist der stinkende Tofu, der seinem Namen alle Ehre macht  sowie Tea Eggs, das sind Eier die in einem Sud verschiedener Teesorten so lange gekocht werden bis sie eine dunkle, fast schwarze Farbe angenommen haben.

Am nächsten Tag führte uns ein ausgedehnter Spaziergang an diversen Tempeln vorbei, darunter der Konfuziustempel und der große Matzu Tempel.

 

Unsere Reise ging weiter zum Sonne-Mond-See, dem größten Binnensee in Taiwan. Der See ist ein beliebtes Ausflugsziel für chinesische Reisegruppen, die den See und die monströsen Hotelbunker bevölkern. Wenn man aber abseits der Hauptattraktionen unterwegs ist, kann man den Massen gut entkommen. Wir entschieden uns von daher zu einer Fahrradtour. Der gut ausgebaute Fahrradweg führte entlang des Sees und war sehr idyllisch. Fahrradfahren wird in Taiwan immer beliebter und das Netz an Fahrradwegen wird immer weiter ausgebaut. Leider heißt das nicht, dass die Leute es auch können. An einer Stelle des Weges war eine Kurve, die jedoch gut einsehbar war. Uns kam eine Radfahrerin entgegen, die uns völlig erschrocken und kreischend zur Kenntnis nahm. Auf die Idee zu bremsen kam sie nicht, sie streckte ihre Beine weg von den Pedalen und schrie 

 

Nach der Fahrradtour ging es weiter mit dem Boot zum Tempel. Dort war es voller Menschen, weswegen wir weiter durch den Dschungel zum nächsten Tempel marschierten. Es sollten die längsten 800 m meines Lebens werden. Auf der Hälfte der Strecke fiel mir ein, dass ich auf dem Fahrradweg ein Schild sah, dass vor Bienen, Schlangen und Affen warnte. Just in dem Moment als ich Thomas fragte, ob er meint, es gebe hier auch Schlangen, schlängelte sich eine giftgrüne ca. 1 m lange Schlange kurz hinter uns über den Weg. Eine ausgewachsene Panikattacke nahm mir jegliche Luft, ich stand kurz vor einem hysterischen Anfall und wollte nur noch dort weg, sah aber keinen Ausweg, da wir uns ziemlich in der Mitte des Weges befanden und ich überall nur noch Schlangen sah 

Thomas schaffte es dann irgendwie doch mich zu beruhigen und bewaffnete sich mit einem Stock, mein edler heldenhafter Ritter 

Der Weg wurde immer steiler und nach gefühlt hundert Stufen zum Abschluss haben wir dann aber doch noch den zweiten Tempel erreicht, mit einer tollen Aussicht auf den See.

 

Leider mussten wir von da oben auch wieder runter und das hieß, wir mussten den Weg zurück durch den Dschungel. Nach den ersten 50 m passierte es, die nächste giftgrüne Schlange schlängelte sich vor uns über den Weg, ich wäre fast darauf getreten, hätte Thomas mich nicht zurück gehalten. Meine zweite Panikattacke an diesem Tag führte dazu, dass Thomas fast eine gebrochene Hand davon getragen hätte, so fest hielt ich ihn umklammert. Ich war also ziemlich froh, als wir wieder in unserem Hotelzimmer ankamen.

Wieder in Taipeh stand der eigentliche Grund unsere Reise kurz bevor. Kathrin und Stefan gaben sich ebenfalls die Ehre und bevor abends das Dinner for international Friends stattfand, zogen die fantastischen 4 los. Stefan der Mutige bewies seinen unerschrockenen Magen, indem er sich in einem Supermarkt 5 Köstlichkeiten ausgewählt hatte, die aus Pansen, Magen und einem undefinierbaren braunen Etwas bestand, was wohl auch nur semi bis gar nicht schmeckte 

Unser gemeinsamer Ausflug zum Pool wurde durch einen 12 jährigem jäh gestoppt, denn ohne Badekappe kein Pool!

Das Dinner for international Friends fand in einem ziemlich coolen Hot Pot Restaurant statt. Die Gastgeber waren noch nicht da und der einzig englisch sprechende Mitarbeiter war angesichts der fantastischen 4 etwas ratlos, eine Reservierung schien nicht vorzuliegen, und er fragte uns auch gleich ob wir denn gute Freunde der beiden wären…

Schließlich kam das Brautpaar doch noch zusammen mit Thommys Familie und dem Hot Pot – Bier Abend stand nichts mehr im Weg.

 

Nach mehr als 2 Stunden purer Völlerei ging es weiter in die benachbarte Bar.

 

Für uns begann der nächste Tag sehr entspannt, wir hatten bis 15 Uhr Zeit und so erkundeten wir die Gegend.

 

Dann war es soweit, das Taxi brachte uns zu dieser traumhaften Location mitten in den Bergen namens Yosemite Manor.

 

Insgesamt waren 170 Gäste eingeladen. Eine typische taiwanische Hochzeit dauert nur 3 Stunden, das Brautpaar entschied sich jedoch dazu etwas anders zu feiern, so dass ein Mix aus deutscher, amerikanischer und taiwanischer Hochzeitsfeier entstand.

Die Trauung wurde von Hsinyis ehemaligen Englischlehrer und Mentor auf Englisch gehalten und wurde immer wieder ins Chinesische übersetzt. Thommys Stiefmama, Frau Blum-Frenz sprach Worte aus dem Korintherbrief auf Deutsch und Hsinyis Schwester sagte Worte auf Chinesisch, es war ein Reim. Hsinyi und Thommy hatten sehr emotionale Eheversprechen, die der einen oder anderen die Tränen kullern ließen.

Zum Abschluss zündeten die jeweiligen Familien eine Kerze an, mit denen dann die Kerze ihrer neuen Familie entfacht wurde.

 

Nachdem alle Gäste gratulierten und auf das Paar angestoßen hatten, hatten die fantastischen 4 die Ehre mit Hsinyis Papa anzustoßen, Ganpei Bottom Up (auf Ex), das passierte mir an diesem Tag nur einmal, ich wollte ja nicht schon vor dem Essen Veranstaltungsvollste sein.

 

Beim Brautstrauß Werfen war ich leider nicht schnell genug bzw. wollte ich auch hierbei nicht gleich unangenehm auffallen indem ich zierliche Chinesinnen wegtackle.

Beim Anschneiden der Hochzeitstorte waren wir ein wenig erstaunt, dass Thommy die Hand oben hat, vielleicht kannte Hsinyi aber den Brauch auch nicht?

 

Nach dem Essen gab es kurze Reden von den Eltern und das Brautpaar ging gemeinsam mit den Eltern von Tisch zu Tisch um mit den Gästen anzustoßen.

 

Der Hochzeitstanz war sehr romantisch und die beiden machten eine exzellente Figur auf dem Parkett.

 

Nach dem Tanz folgte eine Überraschung für die Gäste, für die sich das Brautpaar in die traditionellen Taiwanischen Gewänder warf. In diesem Outfit holte Thommy am Morgen seine Hsinyi bei ihren Eltern ab und brachte sie nach Hause. Beide wurden seit dem Morgen beim Anziehen bis zum Abend von insgesamt 3 Fotografen und einem Kameramann begleitet, die alles in Bild und Ton dokumentierten. Der Morgen war der traditionelle Teil des Tages, der von kleinen Ritualen gespickt war, beispielsweise wurde von Thommys Neffen eine Schale mit Äpfeln in ihrem Zuhause gehalten, die Hsinyi berühren musste, das soll Glück bringen.

 

Die Überraschung bestand aus einem furiosen Feuerwerk 

Gegen 22 Uhr verschwand der Großteil der Gäste, die Party konnte also beginnen. Inyoung, eine Freundin der beiden aus der Zeit in New York hatte ein kleines Trinkspiel aus ihrer Heimat Südkorea mitgebracht. Auf ein Bierglas werden Essstäbchen gelegt und darauf ein Schnapsglas gestellt, das mit koreanischem Schnaps gefüllt war. In Korea schlägt man dann mit dem Kopf auf den Tisch, so dass das Schnapsglas ins Bier fällt, da der Tisch aus Beton war und man die Kopfschmerzen am nächsten Tag nicht unnötigerweise verschlimmern wollte, wurden hier die Hände hergenommen, in Matzes Fall reichten beide Zeigefinger  Zum Schluss müsste man ein Essstäbchen in das Bierglas stecken und mit dem anderen Essstäbchen dagegen schlagen, so dass sich Bier und Schnaps vermischen konnten.

Dieses Spiel gab den fantastischen 4 neuen Mut für das bevorstehende Lip Sync Battle, das wir mit „Die da“ grandios verloren haben. Hsinyis Freunde aus Taipeh rockten das Battle mit Whitney Houstons „I will always Love you“.

Der ganze Tag war einfach unglaublich, die Kulisse in den Bergen, das wunderschöne Brautpaar, die Feier und die tolle Stimmung. Vielen Dank Thommy & Hsinyi, dass ihr uns an eurem Fest habt teilhaben lassen 

Normalerweise ist der Tag nach der Hochzeit immer ein Katertag, in unserem Fall wurde er zum Sightseeing Tag. Wir fuhren zum Taipeh 101, der von 2004 bis 2007 das höchste Gebäude der Welt war und mittlerweile auf Platz 8 liegt. Der Aufzug ist der schnellste der Welt und brachte uns in die 89. Etage. Von dort hatte man einen unglaublichen Ausblick auf die Stadt.

 

 

Auf der 88. Etage befindet sich der riesige Schwingungstilger, der dafür sorgt, dass das Gebäude bei Erdbeben und Taifunen immer noch stabil ist. Wie das aussieht, wenn gerade ein Erdbeben oder Taifun ist, konnte man in kurzen Filmen deutlich erkennen 

 

 

Anschließend führte uns ein ausgedehnter Spaziergang Kreuz und quer durch verschiedene Stadtteile zurück zum Hotel.

Abends besuchten wir dann zu viert den Shilin Nightmarket, um uns durch das bunte Sortiment zu schlemmen. Neben frittierter Milch, Schnecken, Wachteleiern, Beef Noodles, Dumplings und gegrillter Tintenfischtentakel gab es auch hier wieder überall den stinkenden Tofu. Übrigens gibt es in Taiwan, im Gegensatz zu vielen anderen asiatischen Ländern, keine Heuschrecken oder Skorpione zu essen.

 

Ein Schlummerbier krönte den gemeinsamen Aufenthalt mit Kathrin und Stefan, bevor die beiden ihre Reise in Japan fortsetzten und es für uns hieß auf in die Taroko Schlucht.

Die Taroko Schlucht ist einer der vielen Nationalparks von Taiwan. Wir besichtigten dort einen Tempel der von Nonnen betrieben wird.

 

Weiter ging es zum Baiyang Trail, der 2 km lange Weg führte entlang der Schlucht zu einem Wasserfall. Am Anfang musste man erstmal durch einen schlecht beleuchteten 400m langen Tunnel, bevor es los ging. Zum Abschluss kam eine Hängebrücke, die für mich kleinen Schisser eine große Herausforderung darstellte.

 

Auf unserem Weg zurück senkte sich mein Adrenalinspiegel langsam wieder, kurz vor dem Hotel stieg er jedoch rapide in die Höhe, als drei Affen unseren Weg entlang der Straße kreuzten und wohl beide Parteien über diese Begegnung ziemlich erschrocken waren, was man vor allem an den gefletschten Zähnen der Affen bemerkte 

Zurück in Taipeh erkundeten wir die Stadtteile Ximending und Zhongzheng.

 

Außerdem besuchten wir den Zoo.

 

Zum Abschluss unserer Taiwan-Reise trafen wir uns mit Thommy und Hsinyi in einem Teppanyaki Restaurant.

 

Taiwan ist zwar eine kleine Insel (etwa so groß wie Baden-Württemberg) aber unglaublich grün und sauber. Im Gegensatz zu Südostasien ist es viel strukturierter, hat aber dennoch seinen eigenen Charme erhalten können. Leider gibt es immer wieder Konflikte mit China, weil die die Unabhängigkeit Taiwans nicht anerkennen wollen. Als Antwort auf die Drohungen Chinas werden militärische Übungen durchgeführt, die wir live miterleben konnten.

Die Taiwaner lassen sich davon jedoch nicht beirren und leben ihr Leben ungerührt weiter.

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